Für mich begann das Abenteuer proMINat mit der Frage meines Physiklehrers, ob ich an einer Akademiewoche in einem von Europas größten Forschungszentren, dem For- schungszentrum Jülich, teilnehmen möchte. Ich war sofort begeistert von dieser Idee, der Idee endlich wieder in die Forschung zu gehen. Also war meine Antwort sofort: Ja auf jeden Fall. Ich schrieb direkt das Motivationsschreiben und meinen Lebenslauf und schickte alles ab. Damit begannen Wochen des täglichen E-Mail-Überprüfens und Dau- men-Drückens. Als die Zusage kam, war ich überglücklich und konnte den Beginn der Akademiewoche kaum erwarten. Umso näher die Akademiewoche rückte, umso gespannter war ich. Es kamen Fragen bei mir auf wie: „Reicht mein Wissen aus, um die gestellten Aufgaben erfolgreich zu absolvieren? Oder komme ich in eines der von mir gewünschten Institute?“.
Zu meiner Beruhigung schickte mir mein Mentor eine Woche vor Beginn der Akademie- woche einen für mich entworfenen zeitlichen Ablauf- und Versuchsplan. Weiterhin be- kam ich auch Informationen zu den Versuchen, welche auf mich zukommen würden. So konnte ich mich beruhigt auf die Woche vorbereiten. Als ich am Sonntag endlich am Bahnhof in Jülich ankam und ein paar der anderen Sti- pendiaten gesehen hatte, war ich nur noch gespannter auf die kommende Woche. Der Tag ging nach der Fahrt zu unserer traumhaften Unterkunft, für die kommende Woche, mit einem Spaziergang durch die Natur und einem ersten Beschnuppern untereinander weiter. Beim ersten gemeinsamen Abendessen und der anschließenden ersten Tages- abschlussrunde, bei der erste organisatorische Dinge besprochen wurden, war es als würden wir uns schon ewig kennen. Unser erster Tag im FZJ (Forschungszentrum Jülich) begann mit einem sehr freundli- chen Empfang im JuLab durch Frau Ertz, der Koordinatorin im FZJ. Sie zeigte uns ein Begrüßungsvideo mit vielen interessanten Fakten rund um das Forschungszentrum, dies gab uns einen guten ersten Überblick. Herr Ehlers aus der Abteilung Sicherheit und Strahlenschutz gab uns anschließend eine allgemeine Sicherheitsbelehrung zum Ver- halten im FZJ. Nach der Sicherheitsbelehrung bekamen wir eine spannende Rundfahrt und Führung über das Gelände. Daran schloss sich unser Mittagessen im Seecasino, der Kantine des FZJ, an, welches mit dem persönlichen Kennenlernen des jeweiligen Mentors endete. Dr. I. Weyand, Doktor der Biologie, brachte mich ins Institut für Zelluläre Biophysik, ICS-4, welches mein Erstwunsch war. Nach der spezifischen Sicherheitsbelehrung für das Projekt und einer Laboreinweisung, durfte ich in das Labor, in welchem ich in dieser Woche die meiste Zeit verbringen durfte. Ich bekam direkt Hintergrundinformationen über das Labor und das Projekt, an welchem ich aktiv mitarbeiten würde.
Mein Anteil für dieses spannende Projekt war es, die
1Bindung eines Kations an das Protein GltPh zu untersuchen. Das zu untersuchende
Membranprotein (GltPh) ist ein Aspartat-Transporter des Archaebakteriums Pyrococcus
horikoshii, welches den Glutamat-Transportern (EAAT's), die in Nerven- und Gliazellen
vorkommen, Glutamat außen am synaptischen Spalt binden und in die Zelle weiterleiten,
sehr ähnlich ist. Daher wird es als Modellsystem für die EAAT's verwendet.
Keiner meiner Labortage war wie der andere, vom Umpuffern von Membranproteinen
über das Bestimmen von Proteinmengen bis hin zu MST-Experimenten. Zu meiner gro-
ßen Freude bekam ich das Privileg von Anfang an sehr selbstständig arbeiten zu dürfen,
was mir das Gefühl von echtem Forschungsalltag gegeben hat. Am Donnerstag durfte
ich in drei andere Bereiche des Institutes schauen. Morgens durfte ich an verschiedenen
Mikroskopen arbeiten, zum Beispiel einem Fluoreszenzmikroskop. Anschließend ging
es für mich ins Biolabor um Plasmide aus Bakterien zu extrahieren. Am Nachmittag war
es mir möglich an Sterilbänken zu arbeiten und Zellen umzusetzen.
Die Zeit außerhalb der Institute war durchaus stressig. Neben den täglichen Tagesab-
schlussrunden, in denen wir zum Beispiel einen Aufsatz oder kurze Referat über unsere
Betreuer und unsere individuellen Projekte vortragen mussten, gab es für uns geplante
Eventpunkte.
Uns war es möglich, an einer Ethik-Gesprächsrunde zum Thema Neuro-
enhancement teilzunehmen und so einen Einblick, zu bekommen, wie Ethikausschüsse
arbeiten sowie an einer Besichtigung des Elektronenmikroskops PICO in ERC und der
Atmosphärensimulationskammer SAPHIR in IEK-8. Diese beiden Besichtigungen haben
uns gezeigt, welche Möglichkeiten der Forschung heute schon zur Verfügung stehen.
Obwohl unsere Woche sehr stark durchstrukturiert war, war sie sehr inspirierend und hat
mir Klarheit gebracht. Das eigenständige Arbeiten im Labor habe ich sehr genossen,
denn alle Forscher waren sehr freundlich, zuvorkommend und hilfsbereit. Ich konnte jede
Frage, die ich mir selber gestellt habe, stellen. Mich hat es sehr beeindruckt, wie sehr
die englische Sprache Forscher aus der ganzen Welt verbindet und ihnen die Möglichkeit
gibt zusammenzuarbeiten.
Mir war es möglich, sowohl mit meinem Mentor als auch einem Professor für Biochemie
über meine Zukunft bzw. Studienpläne zu sprechen, was mir noch einmal klar gemacht
hat, dass mein Wunsch des Studiums der Biochemie oder der Forensischen Analytik mit
anschließender Forschung das Richtige für mich ist. Das Arbeiten im Labor zeigte mir
erneut, dass das Labor der richtige Ort für mich ist, denn in der Arbeitsumgebung und in
dem Arbeitsklima, welches in Laboren herrscht, fühle ich mich sehr wohl.
Jedem, der die Möglichkeit hat, an proMINat teilzunehmen und ein großes Interesse an
Naturwissenschaften hat, empfehle ich diese Akademiewoche sehr, denn sie gibt einem
einen Einblick in die Forschung und das wissenschaftliche Arbeiten.