Ein Bild in Worten
Stellen Sie sich einen scheinbar endlosen
Flur mit dutzenden Türen vor. Ein Mann in einem weißen Laborkittel eilt
den Flur entlang, mit wichtiger Miene und Proben in der Hand. Drei
junge Frauen, sie sind einige Schrittlängen zurück und ebenfalls in
Weiß, versuchen aufzuholen und hinterherzukommen.
Eine dieser Frauen
bin ich. Und Wissenschaftler haben ein ganz schönes Tempo drauf! Die
Wortmalerei beschreibt gut meinen ersten Eindruck von unserem Praktikum.
„Unserem Praktikum“, denn ich war zum Glück nicht alleine: Zwei
weitere proMINat- Teilnehmerinnen waren mit mir für das IBG-1
eingeteilt, Nadine Wierz und Manuela Koslowski.
Die eigentlichen Hauptdarsteller: Bakterien
Es
sind keine gefährlichen Bakterien, sondern nützliche kleine Dinger,
corynebacterium glutamicum und escherichia coli. Die sogenannte „weiße“
Biotechnologie nutzt gezielt Bakterien als mikrobielle Zellfabriken, um
verschiedenste Produkte herzustellen. Die Wissenschaftler im Institut
erforschen und ermöglichen diesen Weg „Vom Gen zum Produkt“.
Corynebacterium glutamicum wird schon lange zur Produktion von
Aminosäuren eingesetzt, vor allem von L-Glutamat und L-Lysin. 2,3
Millionen Tonnen Glutamat jährlich landen beispielsweise im
Asia-Restaurant um die Ecke. Lysin ist uns bekannt als Wirkbeschleuniger
in Schmerztabletten. C. glutamicum lässt sich aber auch für die
Herstellung weiterer Produkte nutzen, wie Bioethanol, und ist als
„nachwachsender Rohstoff“ heiß begehrt. Die Forscher, die wir im IBG-1
begleitet haben, betreiben Grundlagenforschung für die industrielle
Nutzung von C. glutamicum (Metabolic regulation and engineering).
Escherichia coli eignet sich ebenso für die industrielle Biotechnologie, beispielsweise zur Synthese von Insulin.
Beide
Bakterien sind apathogen, haben aber krankheitserregende Verwandte. Das
ist interessant für Wissenschaftler, die das Verständnis der
bakteriellen Zelle erforschen und die Erkenntnisse oft auf die pathogene
Verwandtschaft übertragen können.
Laboralltag
Wir
drei sind natürlich nicht nur unseren Betreuern im Gänsemarsch
hinterhergelaufen (was für die Institutsmitarbeiter sicherlich sehr
amüsant aussah). Wir durften selbst im Labor mit Pipetten,
Reaktionsgefäßen und Nährmedien arbeiten.
Doch zu Beginn mussten
wir üben mit unserem „Werkzeug“, der Pipette, richtig umzugehen und zu
rechnen. Bakterien sind bekanntlich sehr klein und die Mengenangaben
für die verschiedenen Verfahren auch. Und dann wird noch verdünnt für
eine Messung.... Also welche Pipette mit welchen Spitzen brauche ich
nochmal für welche Mikroliter?
Wir haben uns mit den zwei Bereichen Wachstum und Kontrolle der
Klonierungen beschäftigt. Einige Arbeitsschritte und Verfahren habe ich
in einem molekulargenetischen Praktikum im Biologie-LK schon vorher
kennengelernt, andere waren neu, vor allem die Vielzahl an Geräten und
Diagnoseverfahren.
Im Laufe der Woche haben wir u.a. folgende Verfahren durchgeführt:
– Gel-Elektrophorese
– Polymerase-Kettenreaktion
– Restriktion
– Plasmid DNA Purifikation
– Herstellung von Nährmedien
– Verdünnungsrechnungen
– Messung der optischen Dichte …
Der
Einblick in den Arbeitsalltag von Forschern ist sehr real gewesen: Wenn
sich etwas täglich wiederholt und gerade dann, wenn etwas mal nicht so
klappt, wie es sollte und man noch einmal von vorne anfangen muss,
bekommt man eine Ahnung, was „Reproduzierbarkeit von
Forschungsergebnissen“ auch bedeutet. Es macht Spaß, daran teilzuhaben.
Und mit den Wiederholungen kommt eine zunehmende Routine.
An dieser
Stelle noch einmal vielen Dank an die drei Betreuer! Andreas Küberl,
Michael Vogt und Nicolai Kallscheuer haben wir bestimmt tausend Löcher
in den Bauch gefragt. Zudem durften wir überall bei ihren Arbeiten
mitmischen und haben nicht nur an extra für uns bereitgestellten Proben
gearbeitet.
Fazit
Die Atmosphäre im Forschungszentrum hat mich und auch
den Rest der Gruppe begeistert. Ich glaube, wirklich jeder einzelne
hätte gerne seinen Ausweis behalten und das Praktikum verlängert. Die
Woche hat mir unglaublich Spaß gemacht und vieles an Eindrücken hat
sich in einem turbulenten Gedächtnis-Strudel vermengt.
Und mein persönliches Fazit?
Will ich in der Forschung arbeiten, wenn ich groß bin?
Ich interessiere mich für Naturwissenschaften.
Ich mag das Arbeiten in einem Labor.
Aber: Ich möchte in einem Klassenraum stehen und unterrichten.
Wissenschaft
bedeutet die Überprüfung von Hypothesen. Das Praktikum hat mir dabei
geholfen: Klassenraum siegt über Labor! Manchmal muss man etwas
ausprobieren, auch wenn man schon vorher zu wissen glaubt, dass es nicht
optimal passt - oder in meinem Fall – etwas anderes noch attraktiver
ist.